Einkommen und soziale Gerechtigkeit
„Und was machen Sie tagsüber?” Welche Musikerin und welcher Musiker hat das in seinem Leben nicht schon mindestens einmal gehört? Musik ist ein Beruf - ein akademischer Beruf mit zeit- und kostenintensivem Studium, das die Anschaffung eines teuren Instrumentes voraussetzt. Leider ist die Realität, dass viele Kolleg*innen nicht von diesem Beruf leben können und tagsüber tatsächlich noch einer anderen Tätigkeit nachgehen müssen.
Die Corona-Pandemie und Inflation haben die Tendenz zum Musiker*innen-Prekariat noch verschärft. Längst gibt es einen Fachkräftemangel im Bereich Musikpädagogik, da Festanstellungen an Musikschulen die Ausnahme sind und vom Einkommen einer Honorarkraft die Lebenshaltungskosten nicht zu decken sind, geschweige denn Rücklagen für das Alter gebildet werden können. Rente können sich immer weniger Musikschaffende leisten. Sie arbeiten selbst mit körperlichen Gebrechen, bis es gar nicht mehr geht.
Ein Teufelskreis mit fatalen Folgen für die Gesellschaft, denn musikalische Bildung ist in hohem Maße gesellschaftsbildend und gemeinschaftsstiftend. Das gelingt vor allem durch mehr soziale und finanzielle Anerkennung, nicht nur der wenigen Stars auf großen Bühnen, sondern auch der zahlreichen Musikpädagog*innen, die kommenden Generationen die richtigen Töne, dabei aber jede Menge soziale Kompetenz beibringen. Sozial gerecht und höchste Zeit ist es, Musikberufe als systemrelevant oder zumindest gesellschaftsrelevant einzustufen und vergleichbar mit anderen akademischen Berufen zu honorieren. So könnte man auch dem Fachkräftemangel im Bereich „Elementare Musikpädagogik (EMP)” entgegenwirken.
Honorarstandards
Damit in allen Musikberufen dauerhaft angemessene Honorare erzielt werden können, veröffentlicht der Tonkünstlerverband Baden-Württemberg seit 2017 die Honorarstandards. Grundlage für die Erstauflage waren ausführliche Recherchen und der Austausch mit anderen Verbänden im Musikbereich, wie etwa ver.di Musik, artbutfair oder der Deutschen Orchestervereinigung (DOV). Dieses Zahlenwerk stellt der Tonkünstlerverband Baden-Württemberg als Leitlinie für Honorarverhandlungen im pädagogischen und künstlerischen freien Musikberuf zur Verfügung. Es dient zur Orientierung bei der eigenen Preisgestaltung und als Referenz für Auftraggeber. Die Honorarstandards werden aufgrund vielfältiger Anregungen aller DTKV-Mitglieder und in Anlehnung an die aktuelle Tarifentwicklung im TvÖD oder aufgrund einer hohen Inflationsrate stetig weiterentwickelt.
Musiker-Honorare
Seit 2018 gibt es die Webseite www.Musiker-Honorare.de, die allen Musikern für die eigene Honorarkalkulation eine umfassende Berechnungsgrundlage aufzeigt.